Transformation ist möglich

– für meine Mutter –

Seit kurzem steigt in mir das Wissen auf, dass es keine Kundalini-Ausbrüche wie 1985 und 2002 mehr geben wird.

In diesem Herbst habe ich einen neuen „Raum“ betreten und die Kundalini ergießt sich sanft und gleichzeitig kraftvoll in die Landschaft meines Lebens.

Diese Zeilen widme ich insbesondere meiner im September verstorbenen Mutter. Sie war Auslöserin für die intensivsten emotionalen, körperlichen und geistigen Prozesse, durch welche ich durchmusste. Immer wieder holte ich mir Hilfe durch verschiedene Therapiearten, daneben war die Eigenarbeit enorm und ich hatte nur wenig „Pausen“, mich zu erholen. Kaum schien ein Lebensbereich einigermaßen sicher, geschahen Einbrüche – massiv und sehr subtil – und das ganze Gefüge kam wieder ins Wanken.

Andrerseits holte ich durch dieses immerwährende Gefährdetsein alles aus mir heraus, was mir half, das Leben zu überstehen. Ich entwickelte „Überlebenstechniken“ aus verschiedenen Bereichen und habe dadurch, wie ich heute weiß, eine große Basis.

Als ich später mein eigenen Geburtshoroskop aus spiritueller und psychologischer Sicht erkennen konnte, begann ich, eine erweiterte übergeordnete Sichtweise zu entwickeln. Auch Mutters Horoskop zeigte mir, mit welchen Kräften sie ihr Leben lang zu kämpfen hatte.

Den Aufstieg der Kundalini erlebte ich Ende 1981 in Intensivseminaren von Siddha Yoga. In dieser indischen Tradition wird durch Handauflegen eines spirituellen Meister bzw. delegiert an einen Swami die Kundalini erweckt. Vorausgegangen waren Mantrensingen und Meditation. Eine Astrologin mit Hintergrund der Initiatischen Therapie nach Graf Dürckheim, hatte mir wegen meiner Kundalinithemen im Horoskop diese Art der Meditation empfohlen. (Literatur: „Kundalini“ Die Erweckung der kosmische Energie im Menschen, Muktananda Paramahamsa)

1986 und 2002 folgten intensivste Reinigungs- und Läuterungsphasen. Aufstieg und Ausbrüche fanden jeweils ca. ein Jahr nach sehr schmerzlichen Verlusterfahrungen statt. Die übliche Grenze zwischen Bewusstem und Unbewusstem brach wie durch eine Flutwelle auf, in einer andere Phase löste sie sich allmählich auf.

Ich erlebte „Himmel und Hölle“ in ungeheurer Intensität, ich empfand mich als sehr klein, als ein Nichts, ausgeliefert, dann wieder groß, stark. Die extremsten Gefühlslagen wurden hochgespült.

Durch diese Erfahrung weiß ich, dass die Möglichkeiten zum Schrecklichen, Ungeheuerlichen sowie zum Strahlenden und Beglückendsten bis zum Aufgehobensein in der Einheit im Meer des Unbewussten enthalten sind.

Zeilen aus Rilkes Gedichten verdeutlichen dies:

„Schönheit und Schrecken, man muss nur gehen: kein Gefühl ist das fernste“

„Vielleicht will ich alles, das Dunkel jeden unendlichen Falles und jedes Steigen lichtzitterndes Spiel“

Um den Kreis zu schließen, möchte ich noch mal auf meine Mutter zurückkommen. In den letzten Jahren begleitete ich sie in ihrer körperlichen und geistigen Erkrankung. Dieses intensive emotionale Einlassen hat mich sehr geerdet und unserer Beziehung wurde geheilt. Ihr Sterbeprozess hat auch in mir ein neues spirituelles Tor geöffnet und so kann Kundalini ihre schöpferische Kraft entfalten, was sich ganz konkret in meinem Leben bemerkbar macht. Ich spüre eine große Freiheit (von überholten emotionalen/karmischen Verstrickungen) und viel mehr Liebe zum Leben und zur Erde.

„Nah ist

Und schwer zu fassen der Gott.

Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch.“ Hölderlin

 

Mit Bildern aus meinem diesjährigen Malprozess möchte ich diese Initiation verdeutlichen:

1. Berührung durch die kosmische Energie

2. Initiation – Verbindung von Himmel und
Erde

3. Inkarnation – Verankerung – neue schöpferische
Kraft

Angelika (2006)