Interview mit Edgar Hofer

Interview mit Edgar Hofer

Edgar Hofer

Edgar Hofer ist im Jahr 1963 geboren und spiritueller Lehrer & Autor, (Param)Advaita-, Satsang- und Tantralehrer und Kundalini-Nath-Yogi.
Bereits im Alter von 12 Jahren begann er, sich mit Tantra und Meditation auseinanderzusetzen. 1998 hatte er in einem indischen Kaffeehaus eine Kundalini-Erfahrung. Er bezeichnet dies als sein persönliches spirituelles Erwachen. Über seinen spirituellen Weg hat er zahlreiche Bücher geschrieben. Auch auf seiner Homepage, seinem Blog , und seiner Facebookseite lässt er spirituell Suchende an seinem Weg und seinen Erkenntnissen teilhaben.

Die Interviewfragen können einzeln angeklickt werden, um gleich zur jeweiligen Antwort zu gelangen.

1.
Du hast einige Bücher geschrieben, die sich mit dem Thema “Erleuchtung/Erwachen” beschäftigen. Du selbst hattest dein Kundalini-Erwachen spontan in Indien. Was meinst du, wie wäre dein Leben verlaufen, hätte es dieses Kundalini-Erwachen nicht gegeben? Wärst du in Teilbereichen dann heute vielleicht sogar glücklicher?

2.
Das Thema “Erwachen” ist gerade im Zuge von Corona in der spirituellen Szene ein großes Thema. Es wird vom “kollektivem Aufwachen” und teilweise von “dem Beginn einer neuen Ära” gesprochen. Denkst du auch, dass unsere Zeit heute diesbezüglich von besonderer Bedeutung ist?

3.
In einem deiner Bücher beschreibst du dein Kundalini-Erwachen. Du saßt in einem Cafe in Indien. Der Prozess selbst war mit einem Angstgefühl verbunden. Durch einen anderen Menschen, der sich ebenfalls im Café befand und mit dem du Blickkontakt hattest, konnte diese Angst etwas gemildert werden. Was meinst du, wäre passiert, wenn dieser Mensch nicht dagewesen wäre?

4.
Was meinst du, warum ist dieser Erwachens-Prozess genau dir passiert? Die meisten Menschen haben damit ja ihr Leben lang keine Berührung. Meinst du, ohne deine Vorgeschichte (viel Meditation, viel praktische Spiritualität, Tantra, Psychedelika) wäre dieser Erwachensprozess auch Teil deines Lebens geworden?

5.
Hast du in der heutigen Zeit (Corona) manchmal Angst? Ist Angst überhaupt eine Emotion, die dich gelegentlich begleitet? Was kannst du Menschen empfehlen, die sich mit starken Ängsten auseinandersetzen (müssen)?

6.
Deine Partnerin hat ebenfalls einen Prozess des Erwachens durchlaufen. Wäre eine Partnerschaft mit einem “nicht erwachten” Menschen für dich überhaupt denkbar?

7.
Wie sieht deine tägliche Lebenspraxis aus? Meditierst du weiterhin viel? Schaffst du es, deine Achtsamkeit durch weite Teile deines Alltags aufrecht zu erhalten?

8.
Häufig hört man in der neo-spirituellen Szene “Bewusstsein schafft Materie”. Oft wird dann postuliert, dass man alles erreichen könnte, wenn man es nur wirklich wollen würde. Wie stehst du dazu? Steht Bewusstsein wirklich über allem? Können eventuell sogar schwere Krankheiten allein durch Bewusstseinsarbeit geheilt werden?

9.
Auf einer Skala von 1 bis 100: Wie sicher bist du dir, dass der Tod nicht das Ende für unser Bewusstsein ist?
Hast du eine Idee davon, was nach unserem Tod geschehen wird? Sind wir wirklich “alle eins” und gehen in ein Einheitsbewusstsein über oder hältst du es für möglich, dass dies eine Illusion “erwachter Menschen” sein könnte?
Hast du Angst vor dem Tod?

10.
Was könnte aus deiner Sicht jemanden helfen, der gerade durch einen Desidentifikationsprozess aus der Bahn geworfen wurde? Gleichen sich die Desidentifikationsprozesse im Grunde oder verlaufen die Prozesse bei jedem Menschen unterschiedlich? Hast du auch schon Menschen erlebt, die einen solchen Prozess nicht bewältigen konnten?

11.
Hast du gelegentlich auch „spirituelle Krisen“ oder ist es eher so, dass du deine eigene Wahrheit gefunden hast, die auch durch nichts mehr erschüttert werden kann?

1.
Du hast einige Bücher geschrieben, die sich mit dem Thema “Erleuchtung/Erwachen” beschäftigen. Du selbst hattest dein Kundalini-Erwachen spontan in Indien. Was meinst du, wie wäre dein Leben verlaufen, hätte es dieses Kundalini-Erwachen nicht gegeben? Wärst du in Teilbereichen dann heute vielleicht sogar glücklicher?

Zum letzten Teil der Frage: Nein, kann ich mir nicht vorstellen, da irgendwo oder irgendwie „glücklicher“ zu sein (ohne diese Erfahrung bzw. diesen Wandel). Allein auch, weil es in der Natur der Sache liegt: Die Erfahrung selbst und das was danach dann als restlicher „Seinszustand“ folgt (und nach mehr als 22 Jahren trau ich mir schon sagen „ein Leben lang“), überragt jede „normal menschliche“ Vorstellung von „Glück“ oder „glücklich sein“. Es geht über jede Erfahrung letztlich hinaus, auch über die Erfahrungen eben eines solchen „glücklich seins“. Die tiefe Zufriedenheit die damit dauerhaft einhergeht ist mehr als auch die allertollsten „Glückseeligkeitserfahrungen“ (die da kommen aber auch wieder gehen können).

Auch die Kundalinierfahrung damals, die sozusagen „der Gipfel“ war, wäre nichts, was ich jetzt vermissen würde. Oder nochmal „haben“ müsste. Weil sie letztlich nur eine Eingangspforte war, ein Beginn. Ohne Ende.

Letztlich war ich damals, VOR dieser Erfahrung, in meiner spirituellen Suche ja sogar ein „Bliss-Junkie“, eilte von einer Ekstase zur nächsten, war also süchtig nach „Zuständen“. Das, was aber dann gefunden wird, ist einfach jenseits all dieser Zustände und damit auch viel wertvoller, da beständiger.

Wobei ich muss auch sagen, ich nenne diese Erfahrung damals in Indien nicht wirklich „Kundalini-Erwachen“, da ich das Erwachen der Kundalini eher viele Jahre davor erfahren hatte, während meiner yogisch-tantrischen „Sucherkarriere“. Das Erwachen der Kundalini ist ja erst der Beginn eben jenes Kundalini-Prozesses, der dann viele Höhen und Tiefen kennt. Und dieser dauert ja ebenfalls Jahre. Mit dem, was ich dann 1998 in Indien erfuhr, den endgültigen Aufstieg der Kundalini (in den Kopfraum und darüber hinaus), enden all diese Erfahrungen. Das ist dann das vorläufige Ende des Prozesses. Ab da keine (herkömmlichen) „Kundalini-Prozesse“ mehr. Auch wenn dann noch viele Transformationen geschehen können und die Kundalini noch viel ans Licht bringen mag, ist es dennoch so, dass sie zu 99% einfach nur friedlich fließt und Zufriedenheit und Stille gibt. Als angenehmer Fluss der Lebensenergie wahrgenommen wird (sofern man überhaupt den Fokus darauf richtet).

Und dann möchte ich noch anmerken, dass ich, der „ich bin“ und „wie ich mich wahrnehme“ (als Bewusstsein) nicht derselbe „Edgar“ bin, der ich davor war. Diese Identifikation ist auf die gleiche Weise nicht wieder gekehrt, dieses wahrnehmen als „getrenntes eigenständiges Wesen“ bzw. „Person“ verschwand. Möchte damit sagen: Falls also der alte „Edgar“ als Person überlebt hätte, ohne diese Erfahrung gemacht zu haben, dann wäre das nicht wirklich „ich“, also der, der ich heute und seither bin. Damals schlief (ruhte) „ich“ sozusagen „dahinter“ (hinter der Geschichte) als Unbewusstsein bzw. als eine Art unbeteiligter stiller Zeuge. Es würde mich so, als der, der ich bin, in dieser Form also gar nicht geben. Ich würde noch immer sozusagen „schlafen“.

Wie das Leben dann verlaufen wäre, kann ich aber schwer sagen. Ich vermute, Edgar wäre ein spiritueller Sucher geblieben, wäre damals in den Osho-Ashram tief eingetaucht (ich war ja erst zwei Tage vorher Sannyasin geworden, aber eben auch diese Rolle war durch diese Erfahrung dann relativ schnell wieder erloschen). „Ich“ (als Edgar, bzw. identifiziert mit Edgar) wäre vielleicht dann noch immer in Poona. Vielleicht wäre ich dort Therapeut geworden. Alles nur Hypothesen. Das „normale Leben im Westen“ – und auch all meinen Besitz – hatte ich ja zuvor schon zurückgelassen. Ich hatte Firmen, ich hatte und habe zwei (mittlerweile lang schon erwachsene) Töchter, mittlerweile bin ich Opa eines Enkels. All das wäre und hätte ich genauso dann gehabt. Nur hätt ich all das dann „persönlicher“ genommen.

Tatsache bleibt aber, dass ich auch noch nach 22 Jahren sagen kann, dass ich um nichts in der Welt da tauschen würde. Nicht gegen 10 Erdkugeln aus purem Gold. Nicht gegen alle Energie des Universums. Einfach auch deshalb, weil das, was ich bin, all dies letztlich ohnehin einschließt. Und ich gleichzeitig nichts davon benötige. Um glücklich zu sein.
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2.
Das Thema “Erwachen” ist gerade im Zuge von Corona in der spirituellen Szene ein großes Thema. Es wird vom “kollektivem Aufwachen” und teilweise von “dem Beginn einer neuen Ära” gesprochen. Denkst du auch, dass unsere Zeit heute diesbezüglich von besonderer Bedeutung ist?

Ja und Nein. Ich sehe letztlich jede Zeit von „besonderer Bedeutung“ und gleichzeitig auch von „Unbedeutung“. Für mich macht das nicht viel Unterschied. Dennoch, ja, erkenne ich schon auch diesen spirituellen Impakt, den die derzeitige Weltkrise auslöst und auszulösen vermag in Einzelnen. Und auch zur Selbstfindung führen kann. Zum Erkennen des Wesentlichen. Oder zur Suche nach dem Wesentlichen. Nur habe ich eine völlig andere Sicht bezüglich authentischem „spirituellem Erwachen“ einerseits und jenem „politischen Erwachen“ andererseits, wie es sich derzeit auch gerade in der spirituellen Szene zeigt und bin diesbezüglich auch sehr skeptisch, weil ich viele Fehlentwicklungen erkenne. Das, was da oft als „Aufwachen“ benannt wird, ist im besten Fall meist eher ein Erwachen von Egoanteilen, im guten Fall „gesundes Ego“ oder (scheinbar) „freien Willen“, im schlechteren Fall aber auch ein Abgleiten in schräge Glaubensvorstellungen und paranoide Verwicklungen, die durch teils krasse Verschwörungstheorien induziert werden.

Jenen Menschen kann man dann eigentlich nur wünschen, dass sie aus solchen wahnhaften Vorstellungen wieder aufwachen. Was ein eigenes Erwachen wäre, und wenn die Des-Illusionierung und der damit verbundene Frust gründlich genug ist, könnte daraus in Einzelfällen dann auch ein spirituelles Erwachen entstehen.

Dennoch sehe ich durch die derzeitige Krise aber auch riesige Chancen für Einzelne, ihrem eigenen Leben künftig mehr Sinn zu geben. Anzuhalten in ihren Hamsterrädern. Zu bemerken, was wirklich wichtig ist, und was nicht. Und dass es zum „Glücklich sein“ viel weniger braucht, als man zuvor gedacht hat.
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3.
In einem deiner Bücher beschreibst du dein Kundalini-Erwachen. Du saßt in einem Cafe in Indien. Der Prozess selbst war mit einem Angstgefühl verbunden. Durch einen anderen Menschen, der sich ebenfalls im Café befand und mit dem du Blickkontakt hattest, konnte diese Angst etwas gemildert werden. Was meinst du, wäre passiert, wenn dieser Mensch nicht dagewesen wäre?

Ich weiß, wie die Frage gemeint ist. Dennoch möchte ich der Antwort vorausschicken, dass auch hier für mich gilt, dass ich mir mit „was wäre wenn“ Fragen bisschen schwer tue, weil ein Teil von mir sieht die Welt letztlich so, dass immer alles genau so und nur so geschieht, wie es eben vorgesehen ist. Könnte es anders geschehen, würde es anders geschehen. Es geschieht also letztlich genau immer nur das was geschehen kann. Das geschehen selbst ist letztlich der „lebendige Beweis“ für die „Unbedingtheit“.

Das heißt zum Beispiel, dass ich da auch Ursache und Wirkung durchaus zeitlich umgekehrt sehe, als es in der westlichen Denkweise und Logik üblich ist. In dem Fall wäre nicht der Blickkontakt die Ursache für „weniger Angst“, sondern „es sollte weniger Angst sein“ (= Ursache) und um das zu erreichen, „schickte das Schicksal diesen Menschen, dessen Anwesenheit mir Vertrauen schenkte“ (= Wirkung).

Letztlich war es auch nicht wirklich „weniger Angst“, sondern es ermöglichte mir einen anderen Umgang mit der Angst: Sie nicht verhindern oder weghaben zu wollen, sondern sie voll und ganz anzunehmen und „mich dieser Angst“ (und Energie) „zu ergeben“. Und dadurch den darauffolgenden Prozess zuzulassen („trotz Angst“ – und „trotz Überzeugung, dabei zu sterben“).

Subjektiv war dieser Mensch, der da erschien, aber für mich wichtig, um mich „fallen lassen zu können“. Und die Frage erzeugt bei mir eher lustige Antwortreflexe ala „dann wäre ein anderer Mensch dagewesen, der diese Rolle übernommen hätte“. 😉 – Aber ansonsten, ja, für mich war das sehr wichtig, weil es mir das Vertrauen gab, dass das, was geschehen wird, „gut sein wird“, auch wenn ich vorher nicht weiß, was genau geschehen wird. Es war ja der Eintritt in das total Unbekannte (trotz jahrelanger Yogi-Ausbildung).

Ansonsten kann ich nur spekulieren: Vielleicht hätte ich paranoide Zustände bekommen, vielleicht eine schwere Psychose, vielleicht wäre ich davongerannt, hätte um Hilfe gerufen, ich weiß es einfach nicht. Oder es wäre dennoch genau das geschehen, was eben geschehen ist.

Aus meiner Sicht ist es letztlich so, dass, im *nachhinein gesehen* die Energie nicht wirklich „gelenkt“ wird, sondern eben sich selbst lenkt. Wodurch alles, was dabei im Kopf geschieht, an Gedanken und Interpretationen, letztlich austauschbar ist. Also „die Geschichte dazu“ völlig austauschbar wird. Energetisch geschieht also ohnehin das, was geschehen soll und kann, und all den Rest dichtet der Mensch und der Verstand dazu. Ich gehe also davon aus, dass ich gar keine Chance gehabt hätte, „es“ zu verhindern. Dennoch habe ich bei anderen in ihren ähnlichen Prozessen schon auch gesehen, dass es so scheint, als könne es auch „verhindert“ werden. Und vielleicht hätte ich es ohne diesen Menschen dann verhindert. Dann gilt für alles weitere das, was ich in der ersten Frage beantwortet habe. Ich wäre wohl Osho-Sannyasin geblieben und spiritueller Sucher.

Aber eine Antwort fällt mir dazu noch ein: „Wenn der Mensch reif ist, erscheint der Meister“. Das ist nicht nur ein Spruch. Sondern mein eigenes Beispiel zeigte mir die tiefe Wahrheit dieses Satzes. Nicht ich suchte den Meister. Sondern der Meister hat mich gefunden.

(Denn danach wurde dieser Mensch dann ja ein Freund und auch mein erster Begleiter „auf der anderen Seite“. Vorher hatte ich ihn aber noch nie gesehen).

(Anmerkung zur Umkehrung von Ursache und Wirkung: Das gilt für mich übrigens auch im Alltag: Jede Schöpfung existiert in der Zukunft und ist die eigentliche Ursache für jeden Schöpfungsprozess. Sie muss sozusagen zwingend in Manifestation kommen. Egal durch welche Tools, Werkzeuge, Beteiligte. So auch dieser Text. Da er in der Zukunft existiert, „musste“ ihn jemand schreiben. Egal wer. Egal wie. Egal wodurch. Schöpfung ist also zutiefst unpersönlich. Und überdauert somit auch das Persönliche).
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4.
Was meinst du, warum ist dieser Erwachens-Prozess genau dir passiert? Die meisten Menschen haben damit ja ihr Leben lang keine Berührung. Meinst du, ohne deine Vorgeschichte (viel Meditation, viel praktische Spiritualität, Tantra, Psychedelika) wäre dieser Erwachensprozess auch Teil deines Lebens geworden?

Warum genau mir: Da hab ich ehrlich gesagt wirklich keine Ahnung. Während der spirituellen Suche gehört es zum Ego-Programm, dass man sich „als etwas Besonderes“ erachtet. Oder zumindest das Ego denkt so. „In Wirklichkeit“ hält man sich meist aber ohnehin nicht für würdig. „Warum gerade ich“. Und dennoch geschieht es dann irgendwann. Aus (göttlicher) Gnade. Und danach erkennt man, dass man eben absolut nichts Besonderes ist. Völlig gleich und eins ist mit allen anderen Menschen. Man fühlt sich sogar am Anfang so, als wäre man der Allerletzte der ankommt, der Allerletzte, „der die Wahrheit blickt“. „Alle anderen wissen sie schon längst.“ – Genau so kommt man sich da (unmittelbar danach) vor.

Warum „genau mir“ hat aber auch noch einen anderen Aspekt: Aus Sicht einer „Person“ gilt das, was ich gerade schrieb. Aus meiner „wirklichen“ Sicht ist es aber so, dass es ja keine „Zwei“ gibt und keine „Viele“. „Es“ geschieht also immer dem Gleichen. Dem Einen. Der/die/das Eine, das wir alle sind. Man könnte auch sagen: „Dem Universum selbst“. Es ist immer das selbe Selbst, welches da „erwacht“.

So gesehen ist es ja nicht (dem alten) „Edgar“ passiert. Der ist dabei gestorben. Und das meine ich letztlich genauso wortwörtlich, wie ein gewöhnlicher Tod geschieht. Diesen „alten Edgar“ gibt es so nicht mehr. Den hat es letztlich auch nie gegeben. Und das gilt für uns alle: Das was wir wirklich sind, ist ewig. Immer schon. Und für immer. Und das andere, diese scheinbare Identifikation mit einer „Person“ ist letztlich rein fiktiv und künstlich. Ähnlich wie es bei der Identifikation mit dem Hauptdarsteller eines Kinofilms ist. Diese Person, diese Rolle stirbt in dem Moment, wo der Film aus ist. Und du gehst aus dem Kino. Und sagst „wow, was für ein cooler Film“. Für die Dauer des Films hast du dich aber unbewusst mit dem Hauptdarsteller bzw. der Hauptdarstellerin identifiziert. Mal mehr, mal weniger.

Ansonsten, was die Frage an sich betrifft, gilt das Selbe wie in den vorigen Antworten… sie zielt ja abermals in die Richtung „was wäre wenn“ (… dies nicht geschehen wäre). Da hab ich deshalb auch keine anderen Antworten wie zuvor. Aus meiner Sicht ist es so, dass all das, was zur Vorgeschichte („Edgar“) dazugehörte eben genau so geschehen *musste*, wie es eben geschah. Und all das ergibt zusammen diesen „spirituellen Weg“. Der hätte auch ganz anders sein können (mit selbem Ergebnis). Der Weg ist ziemlich austauschbar und beliebig. Gibt nur wenige Parameter, die sich in den Biografien jener, denen das geschieht, gleicht. Aber ja, irgendein ernsthaft betriebener spiritueller Pfad ist meist dabei. Gewisse Körpertherapien ebenfalls, und „Energiearbeit“. Und für „das Leben Edgar“ war eben dieser spezielle Weg wichtig und „passend“. All das was du aufgezählt hast.

Aber mittlerweile, während dem Schreiben dieser Zeilen wird mir irgendwie klar, da die Frage jetzt öfter im Prinzip die selbe war: Ich gelange gerade langsam zur Überzeugung, dass, wäre diese Erfahrung nicht so geschehen wie sie geschah, vielleicht eher der physische also körperliche Tod von Edgar die schlüssigste und logischste „Alternative“ gewesen wäre.

(Nicht, dass ich das gewollt hätte, ich lebte damals und lebe jetzt noch immer oder sogar viel mehr sehr gerne als Mensch und mit diesem Körper und bin generell eher von der optimistischen positiven Fraktion und Weltsicht).

Ja, ich glaube all dieses „was wäre wenn“ endet wohl beim physischen Tod von Edgar. Und so hab ich damals auch anfangs diesen Zustand „danach“ für mich begriffen und gedeutet: Wie ein „Feierabend des Lebens“. „Ich hab jetzt frei“. „Für den Rest meines Lebens“. Das waren so die ersten Gedanken „danach“. (Was sich später natürlich wieder auf den Kopf stellte).

Hätte mir damals jedenfalls jemand gesagt, ich wäre wirklich auch körperlich gestorben und das wäre hier nur so ein „past-life-experience“, ich hätte es vielleicht geglaubt. Hätte nicht das Gegenteil beweisen können. Und wäre mir auch egal gewesen. Viele Prozesse liefen danach auch ziemlich genau so ab, wie es auch in den Beschreibungen des Tibetischen Totenbuches für die „Afterlife-Phase“ beschrieben wird. Obwohl ich dieses Buch damals noch nicht kannte. Erst Jahre später habe ich mich beim Lesen einer guten Übersetzung darin wiedergefunden.

Also war es, egal wie man es betrachtet, in jedem Fall das, was geschehen „sollte“. Die einzige Möglichkeit. Egal in welcher Form.
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5.
Hast du in der heutigen Zeit (Corona) manchmal Angst? Ist Angst überhaupt eine Emotion, die dich gelegentlich begleitet? Was kannst du Menschen empfehlen, die sich mit starken Ängsten auseinandersetzen (müssen)?

Vor Corona habe ich letztlich keine Angst. Wenn, dann hätte ich eher (psychologische, nicht energetische) Angst, dass meinen Töchtern da etwas geschieht. Oder meiner Liebsten. Oder anderen Menschen, die mir nahe stehen. Aber es ist keine wirkliche Angst, so, wie ich das vorher kannte, also als Emotion. Und kommt generell selten vor. Die ersten zwei Jahre danach überhaupt nicht, wodurch ich auch in manche gefährlichen Situationen kam (z.b. übernachten im Freien im Dschungel in Indien, wo auch Wildtiere, Raubkatzen, giftige Schlangen usw. unterwegs sind und andere „Lustigkeiten“). Das habe ich letztlich so weit getrieben, bis ich der Angst, die der Körper dabei spürte, nicht mehr ausweichen konnte. Mit dem Alter wird man aber ohnehin vernünftiger, und dadurch gibt es auch selten Situationen, wo ich Angst haben könnte.

Empfehlen tue ich aber fast immer, dass man die Angst, wenn sie unmittelbar da ist, eben spüren und wahrnehmen soll. Vor allem, wenn es Ängste sind, die nichts mit dem jeweiligen hier und jetzt zu tun haben (wenn also nicht wirklich gerade ein hungriger Tiger vor einem steht). Wenn also einfach nur Angst als Energie, als starke Emotion da ist, womöglich körperlich wahrnehmbar, dann ist das Atmen und das damit „sein“ das allerbeste. Denn aus meiner quasi „Todeserfahrung“ weiß ich, dass es genau diese Angst ist, die einen befreien kann, wenn man sie zulässt und nicht „wegmachen“ möchte. Wenn man sich ihr ergibt.
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6.
Deine Partnerin hat ebenfalls einen Prozess des Erwachens durchlaufen. Wäre eine Partnerschaft mit einem “nicht erwachten” Menschen für dich überhaupt denkbar?

Nein, wäre nicht mehr denkbar. Ich hatte danach mehrere Beziehungen, auch mit mehreren „erwachten“ Frauen. Und selbst diese waren keine Garantie dafür, „dass es funktioniert“. Auch das waren dann teils „psychologische Arbeitsbeziehungen“, wo es um Transformations- und Integrationsprozesse ging, aber nicht um eine „stressfreie erlöste Beziehung“ (was ich bei weitem angenehmer empfinde). Letztlich hatte ich deshalb auch schon aufgegeben und war bereit, für den Rest meines Lebens allein zu bleiben (im Sinne auch von „all-ein“, also durchaus auch positiv gemeint). War eher dann ein Wunder, doch noch jemanden zu finden, wo „Beziehung“ klappte, und das nun schon seit bald 15 Jahren.

„Erwachen“ ist also zwar ebenfalls keine Garantie, dass es klappt. Aber dennoch Voraussetzung. Denn umgekehrt könnte ich heute mit einem Menschen, der mich auf dieser Ebene nicht restlos versteht, nicht so eng zusammenleben. Deshalb wurde dies quasi Bedingung. Auch weil ich Beziehung eben auch nicht wirklich „benötige“. Und auch, weil sich durch einige Versuche in den Jahren unmittelbar nach dieser Erfahrung zeigte, dass ich bei Beziehung zu Frauen ohne diese Erfahrung sehr schnell in die „Lehrer-Rolle“ kam, ihr auch gar nicht ausweichen konnte, und diese Rolle für eine Beziehung auf Augenhöhe dann auch einfach nicht förderlich ist. Aber nur Augenhöhe für mich eine wahre Partnerschaft ist.
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7.
Wie sieht deine tägliche Lebenspraxis aus? Meditierst du weiterhin viel? Schaffst du es, deine Achtsamkeit durch weite Teile deines Alltags aufrecht zu erhalten?

Das, was ich früher, also vor dem Ereignis 1998 „Meditation“ nannte, gibt es in meinem Leben nicht mehr. „Meditieren“ heißt für mich, wenn ich in die Stille gehe, in meinen natürlichen Zustand, und nichts tue, und auch nichts denke. Bestenfalls fühlen, wenn etwas zu fühlen da ist (das kann z.b. auch körperlicher Schmerz sein). Und im anderen Fall dann einfach „im Nichts verweile“, am Nullpunkt. Das ist für mich Meditation und der „eigentlich gewöhnliche Zustand“. Dazu muss ich nichts „tun“.

Ansonsten ists ja so, dass das eben sehr lang schon her ist, und ich in diesen 22 Jahren schon viele verschiedenen Seinszustände und Transformationen durch machte. Das „merkwürdige“ ist, dass es sich einerseits zwar so anfühlt, als wäre seither keine Zeit vergangen, als säße ich noch immer in Indien im Kaffeehaus, und ich kann mir alles als plastische Erinnerung herholen, mehr, als ich das davor jemals konnte. Also wäre das noch immer derselbe (lange) Moment. Und andererseits fühlt es sich so an, als wäre ich durch 10 Leben seither hindurchgegangen, mit vielen verschiedenen Formen des „Alltags“. Wobei für mich ALLES „Alltag“ ist. Und dennoch alles auch voll bewusst und „besonders“.

Ich lernte mehrere Instrumente (davor konnte ich keines wirklich und war diesbezüglich nicht begabt), wurde dann fast ein Haubenkoch (obwohl ich vorher nie wirklich gut kochen konnte), begann zu dichten, mein Tanzen wurde viel rhythmischer auf natürliche Art und Weise, ich wurde eine Zeitlang wieder Programmierer, nur viel bewusster als zuvor, entdeckte meinen „grünen Daumen“ von dem ich vorher nichts wusste, lernte viel besseren Umgang mit Geld, und lernte auch rücksichtsvoll und verantwortlich Auto zu fahren (zuvor war die Straße eher Rennstrecke für mich). Schrieb Bücher, machte viele Videos. Wurde Tantra Lehrer, hab das Tantra Lehrer sein auch wieder beendet, alles meist in sieben Jahresrhythmen. Das Bodybuilding kam zurück, ging wieder weg. Zuletzt kam auch Qigong wieder und Tai Chi, was ich schon Ende der 80er-Jahre machte. Diesmal aber nicht um etwas „spirituell“ zu erreichen, sondern einfach nur als Gymnastik. Ich lernte mit Aktien zu spekulieren (davor hatte ich dabei immer nur verloren). Und lebe jeden Moment einfach in einer absoluten Totalität, mit dem, was gerade eben gelebt werden möchte. Mit einer 100%igen Totalität im jeweiligen Moment. Und jeder Moment ist dabei anders.

Und dennoch auch gleichzeitig eben der eine selbe ewige Moment (in dem all dies geschieht).

(Ja, und nebstbei war ich dann digitaler Nomade, wanderte aus, reiste jahrelang durch Asien, verbrachte sieben Jahre auf einer relativ dünn besiedelten Insel im Atlantik… usw. usf.)

Das, was Menschen eigentlich „Alltag“ nennen, noch dazu als eher negativ besetzten Begriff, kenne ich so nicht. Und dennoch ist einfach alles „Alltag“ für mich und ganz gewöhnlich.

Das Konzept „Achtsamkeit aufrecht zu erhalten“ kenne ich allerdings nicht. Das wäre mir wohl auch zu mühsam und solche „Ziele“ hatte ich vielleicht in meiner Sucherzeit. Davon bin ich – gottlob – erlöst. Es wäre auch nur eine „persönliche Achtsamkeit“. Dazu bräuchte ich eine Art von „persönlichem Bewusstsein“, „bewusst“ auch im Sinne von „Wissen“. Und es wäre dann etwas was letztlich der Verstand macht (und es „Achtsamkeit“ nennt). Für mich ist es, wenn ich es in anderen Menschen beobachte, tatsächlich meist nur der Verstand, der „achtsam“ (also „bewusst“) sein möchte.

Das, was wir aber wirklich sind, ist „ewiges Gewahrsein“. Das geht nie weg. Egal was wir tun. Das kann nicht „nicht sein“. Das ist immer. In jedem Moment. Auch im Tiefschlaf. Und das sehe ich in jedem Menschen. In jedem Moment. Solange der Mensch lebt. Und das braucht auch keinerlei Anstrengung.

Bezüglich der „Präsenz“, die ich sein kann, in Stille, hier und jetzt, mit mir oder mit anderen, diese ist nichts, was mir gehört, oder was ich „mache“. Das ist dann, wenn alles andere „weg ist“. Ein Bewusstsein ohne Denker. Mit anderen meist nur in Satsang. Und „nötig“ ist auch dieses nicht. Also vor allem nicht für mich.
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8.
Häufig hört man in der neo-spirituellen Szene “Bewusstsein schafft Materie”. Oft wird dann postuliert, dass man alles erreichen könnte, wenn man es nur wirklich wollen würde. Wie stehst du dazu? Steht Bewusstsein wirklich über allem? Können eventuell sogar schwere Krankheiten allein durch Bewusstseinsarbeit geheilt werden?

Puh. Gute Frage. Ich sehe da Grenzen. In meiner Erfahrung war „ich“ ja nicht einfach nur „Bewusstsein“. Ich empfinde Bewusstsein, also auch „reinen Geist“ (ohne Verstand und Denker) nur als eine Seite der Medaille. Als den männlichen Part Gottes. Yang. Shiva.

Der weibliche Part Gottes ist für mich eben die Energie. Da zählt Kundalini dazu, aber letztlich auch die gesamte Materie des Universums, die ebenfalls letztlich nur „feste Energie“ ist. Yin. Shakti.

Das was wir wirklich sind, ist aber beides zugleich. Sowohl als auch. Wie ein dritter Zustand. Das ist für mich die eigentliche Nondualität. Wo diese zwei zusammen kommen. Nicht-Zwei sind. Die Lehre der Nicht-Zweiheit, „A-Dvaita“ (Dvai=Zwei in Sanskrit, man beachte denselben Wortstamm), soll ja genau darauf verweisen, dass das, was als Zwei „erscheint“ (in dem Fall Bewusstsein und Materie) in Wirklichkeit „nicht zwei“ sind (sondern quasi ewig vereint, bzw. im Ursprung bzw. im Absoluten das Selbe sind).

Dies gilt genauso für Gott und Nirvana, für „Alles und Nichts“, für „Welle und Teilchen“, und auch für „Selbst und Nicht-Selbst“, also auch für Sein und Nichtsein.

Deshalb stimmt für mich nicht nur der Satz „Die Energie folgt der Aufmerksamkeit“ (aka dem Bewusstsein), sondern auch umgekehrt der Satz „die Aufmerksamkeit folgt der Energie“ (das ist sogar eher meistens der Fall; wird aber sehr stark übersehen).

Beides ist gleichzeitig wahr. Je nach Betrachtung. Je nach Standpunkt.

Und letztlich ist für mich Bewusstsein und Materie EINS.

Das was ich „vor“ dieser Erfahrung damals eigentlich war, war ja damals schon „Bewusstsein“, als „Ich bin“-Wahrnehmung. „Hier oben in meinem Kopf“. Auch wenn ich mich mit dem Denker verwechselt hab. Oder auch mit dem Körper verwechselt hab. Aber letztlich ist jedes „Ich“ einfach nur „Bewusstsein“ (welches sich, auf sich selbst bezogen eben „Ich“ nennt, oder „Selbst“).

Dieses „Ich“ „hier oben im Kopf“ hat im Körper Kundalini wahrgenommen. Als wäre es etwas „Fremdes“ letztlich. Welches da die Wirbelsäule hochkriecht. Meinetwegen „Energie“.

Als sich diese Energie dann aber in meinem Kopf „mit mir verband“, also mit jenem, der vorher noch „ich“ war, vereinigt hat (also mit Bewusstsein), erkannte ich, dass ich auch immer schon nicht nur Bewusstsein, sondern auch diese Energie war. Und dass es letztlich diese Energie ist, die „das sagen hat“. Und dass sich das „Ich“ nur einbildet „der Käpt’n zu sein“. Dass das, was wir „persönliches Bewusstsein“ nennen, nur die Spitze des Eisbergs ist. Und dass das, was man Kundalini nennt, letztlich eins ist mit dem sogenannt „Unterbewusstsein“, Kali, dem ganzen Eisberg unter Wasser. Und die Spitze des Eisbergs bildet sich eben meistens ein, den Rest des Eisbergs „zu lenken“. Nur ist das, aus meiner Sicht, letztlich eben Illusion.

Das Bewusstsein ist also nur der Reiter auf dem Pferd. Aber letztlich einem Pferd, das auf natürlichen Schienen läuft. Wie in einem Karussell. Und der Reiter, Bewusstsein, welches drauf sitzt, bildet sich wie ein Kind im Karussell ein, das Pferd zu lenken. Und sich seine Wünsche zu erfüllen. Und seinem scheinbar freien Willen zu folgen.

Du merkst also vielleicht schon: Ich stehe dem „Wollen“ sehr skeptisch gegenüber. Für mich gilt der Satz „Dein Wille geschehe“. Oder: „Der Wille geschieht, aber er ist nicht meiner“. Ich sehe diesen Aspekt relativ ähnlich wie Buddha es sah, dass Wille und Verlangen und Wünsche letztlich Teil der Leidhaftigkeit sind. Leid erzeugen. Oder eben zumindest sozusagen „der Erleuchtung“ sehr kontraproduktiv gegenüberstehen. Vor allem wenn es „persönlicher Wille“ ist.

Was nicht ausschließt, dass man „alles erreichen kann was man will“. Die Frage ist eher, ob einen das dann auch glücklich macht und seelisch-psychisch auch jene Ergebnisse bringt, die man sich davon eigentlich erhofft und versprochen hat. (Was wiederum nicht ausschließt, dass dies aber auch tatsächlich manchmal so geschieht).

Für mich ist also Bewusstsein und Energie gleichwertig. Und müsste ich mich entscheiden, ich würde eher mit Energie gehen. Für mich ist also ein völlig hingegebener Tanz ohne „bewusste achtsame Schritte“, also ein wilder Tanz in völliger Trance und totalem Kontrollverlust 1000mal „spiritueller“ als jede bewusste Achtsamkeitsübung

Bewusstsein ist aber in diesem Zusammenhang für mich auch nicht genau das selbe wie Gewahrsein. Da mache ich subtile Unterschiede. Gewahrsein ist völlig unpersönlich. Bewusstsein sehr oft gefärbt. Und oft auch durchmischt mit dem „selbstbewussten Verstand“.

Für mich ist also das „Wollen“ meist ein Ausdruck des Egos. Welches etwas „will“. Weil es sich davon „Besserung“ verspricht. Einen besseren Zustand. Bessere Umstände. Besser jedenfalls als das, „was jetzt ist“. Und dabei werden dann oft wirkliche und größere Schöpfungsprozesse gebremst, die sich ansonsten aus reiner Hingabe ergeben könnten. Dem Ego ist leider sehr oft das Ergebnis weniger wichtig als der Umstand, dass es selbst für dieses Ergebnis verantwortlich sei.

Zum letzten Teil der Frage: Ja, wenn es geschehen soll (vom obersten Regisseur), dann kann Bewusstseinsarbeit natürlich auch schwere Krankheiten heilen. Denn wie gesagt, letztlich ist Bewusstsein eins mit Energie. Und in diesem Einssein, in und mit der Allmacht Gottes ist alles möglich (Gott verstehe ich da nicht auf die übliche christliche Weise, sondern eben wirklich allumfassend). (Und wenn es durch scheinbaren persönlichen Willen geschieht, ist es für mich zwar auch Gottes Wille, aber mag subjektiv durchaus eben als „persönlich“ wahrgenommen werden; Gott wirkt aus meiner Sicht auch durch scheinbar persönlichen Willen. Auch der gehört dazu und ist in gewissen Phasen der spirituellen Entwicklung auch wichtig. Nur ein starker Wille kann irgendwann so stark werden, um sich selbst „willentlich“ loslassen zu können. Ich bin also durchaus auch versöhnt mit diesem Phänomen „Willen“. Nur nicht in  Bezug auf … „Erleuchtung“, auf wahres Glück und wahre Zufriedenheit.)
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9.
Auf einer Skala von 1 bis 100: Wie sicher bist du dir, dass der Tod nicht das Ende für unser Bewusstsein ist?
Hast du eine Idee davon, was nach unserem Tod geschehen wird? Sind wir wirklich “alle eins” und gehen in ein Einheitsbewusstsein über oder hältst du es für möglich, dass dies eine Illusion “erwachter Menschen” sein könnte?
Hast du Angst vor dem Tod?

Lol. Lustige Frage, find ich cool und muss lächeln. Wir müssten da nämlich ziemlich exakt definieren, was „unser Bewusstsein“ sein soll. Edgar dachte ja auch mal, er „hätte ein Bewusstsein“. Und dann ist er verstorben und war nie mehr gesehen…. – will sagen: das persönliche Bewusstsein, welches sich als „jemand“ fühlt, als „einer unter vielen“ ….  da würde ich eher nicht darauf wetten, dass dies Bestand hat. Im Gegenteil. Dies sehe ich als vergänglich.

Ich träume z.b. seit einigen Jahren sehr surreale Träume, anders als zuvor, auch in Fortsetzungen, ganze Stories, ganze Welten, vor allem ganze Leben. Völlig „fremde“ Leben. Viele davon. Und das bin immer „ich“.

Von Edgar weiß ich in all den Träumen nichts. Der kommt da nicht drin vor (gibt auch Edgar-Träume natürlich; aber wenn ich andere Personen bin, hab ich völlig eigene Lebensgeschichten, an die ich mich dann auch jeweils komplett erinnere, aber ich habe dabei absolut keine Ahnung von Edgar. Sehe auch anders aus. Habe gänzlich andere Beziehungen, Geschichten, Menschen, an fremden Orten. Fremd für Edgar. Für „mich“, der ich da dann bin, sind sie sehr vertraut und ich träume dies auch in Fortsetzungen, über Jahre hinweg).

Edgar existiert zu diesem Zeitpunkt aber nicht.

Wenn ich im Tiefschlaf bin, bin ich meist gewahr. Nicht wirklich „bewusst“, aber „gewahr“. Aber ich bin dann weder ein Jemand, noch ein „Etwas“. Die Welt existiert dann nicht. Und auch Edgar existiert da für mich nicht. Ich weiß nichts von ihm.

Damit möchte ich dir zeigen, was ich unter „persönlichem Bewusstsein“ verstehe. Und warum dies enden kann und wird. Es ist nur temporär. Letztlich gibt es für mich „persönliches“ Bewusstsein nicht. Weil Bewusstsein an sich jenseits von „Person“ ist. Personen erscheinen IM Bewusstsein. Und Bewusstsein mag ALS Person erscheinen. Aber sie sind nicht ident. Die Persönlichkeiten und Personen sind austauschbar. Auch die Körper. Und die Lebensgeschichten.

Das, was ich wirklich bin, was du wirklich bist, was wir alle wirklich sind, ist also völlig jenseits von diesem „Persönlichen“. Von diesen persönlichen Geschichten. Ist völlig „unpersönlich“. Und dennoch gleichzeitig auf einer gewissen Ebene auch sehr „persönlich“ (im Sinne des „Ichs, das ich bin“). Dieses Ich bin also „ich“. Aber dein „Ich“, bin ebenfalls „ich“. Aus meiner Sicht gibt es letztlich nur ein einziges „Ich“.

Was passiert also mit deinem „Ich“, wenn Edgar stirbt? Dieses Ich lebt weiter. Zumindest in acht Milliarden Menschen. Die Geschichte Edgar stirbt. Aber das, was ich wirklich bin, dieses „eine Ich das alle ist“, wieso sollte das verschwinden? Dazu braucht es nichtmal ein Konzept des Jenseits, um „weiter zu existieren“. Dazu reicht das Diesseits mit seinen Milliarden von Lebensformen völlig aus. Ja sogar das kalte nackte Universum würde ausreichen. Und sogar das absolute Nichts.

Denn dieser Teil, dieser unpersönliche Teil des „Ich“, der für mich ja gleichzeitig auch völlig eins ist mit dem Nichts, quasi ein „seiendes Nichts“ ist, in einem Zustand vor und nach dem Universum, jenes Nichts aus dem Quantenwolken entstehen und in das sie wieder vergehen…. dieses Nichts ist ewiglich. Weil es nicht mal Zeit für sein „Sein“ benötigt. Es ist jenseits von Zeit. Selbst Zeit ist nur eine temporäre Erscheinung „in dem“.

Deshalb: Die eine Antwort sagt 0. Und die andere sagt …. 99.

Zur zweiten Frage aus Punkt 9: Ideen hab ich da viele. Und es kann durchaus sein, dass alle Ideen (oder auch gar keine) davon wahr sein können. Und zwar gleichzeitig. Ich sehe da ein multidimensionales Sein, und somit kann es sein, dass Jeder bzw. besser gesagt „jede persönliche Geschichte“ ihre eigene individuelle Fortsetzung findet. In welcher Zeit auch immer. In welchem Raum auch immer. In welcher Wirklichkeit auch immer. Das ist nicht nur auf diesen Planeten beschränkt und auf unsere lineare Zeitwahrnehmung. Und auch nicht nur auf unseren 3/4-dimensionalen Raum. Oder aufs Menschsein.

Es kann auch ne Weile gar nichts sein. Und dann könnten wir uns plötzlich als Nichts wiederfinden, in dem ein neuer Urknall passiert. Oder einfach im nächsten Leben Caesar sein. Oder ein Hund. Eine Amöbe. Ein Außerirdischer. Oder ein ganzer Planet.

Die menschlichen Vorstellungen sind da meist viel zu beschränkt. Basieren sozusagen auf den Erfahrungen aus Ameisensicht, und dieser kleine Erfahrungsraum wird auf das Ganze projiziert. Das Ganze ist aber viel größer und allumfassender und steckt voller (aus menschlicher Sicht) „Wunder“.

Die meisten werden natürlich nur das erfahren, was sie erwarten. Und doch ist es aus meiner Sicht ja immer der(die/das) Selbe, der das erfährt. Gerade deshalb, da wir alle eins sind, wäre es ja Verschwendung, wenn wir alle das Selbe erfahren. Ergo ist es ganz massiv „gewollt“, dass all unsere Geschichten zwar nach ähnlichen Mustern, aber dennoch individuell verschieden verlaufen.

Und ja, aus meiner Sicht sind wir zwar alle der/die/das Eine, welches diese Realität hier erträumt, in einer Art multidimensionalen Bewusstsein. Wo innerhalb eines Traumes viele Einzelträume verwoben sind. Das Eine, welches sich also scheinbar als Viele erfährt.

In ein Einheitsbewusstsein brauchen wir aber genau deshalb nicht „überzugehen“, da wir das ja ohnehin jetzt schon sind. Du kannst nicht werden, was du schon bist. Auch nicht nach dem Tod. Egal, ob wir bzw. Einzelne das jetzt schon wissen, oder nicht wissen. Das spielt dabei absolut keine Rolle. Weil du es jetzt schon bist. Weil jeder es jetzt schon ist. In jedem einzelnen Tropfen ist gleichzeitig der ganze Ozean inhärent enthalten.

Und ob dies eine Illusion erwachter Menschen sein könnte? Ob ich das glaube oder möglich halte? Nein, ich weiß es sogar: Natürlich ist das eine Illusion erwachter Menschen. Was sonst? Jede Erfahrung ist letztlich Illusion. Absolut jede. Egal welche Erscheinung auch immer. Selbst das „Eins-Sein“. Und selbst das „Keins-Sein“. Sowohl das Sein als auch das Nicht-Sein. Es gibt nur Illusion. Das ist alles, was „wir haben“.

Ein Traum folgt dem Nächsten. Auch diese ganze Universum ist nur ein Traum seiner Selbst. Wie eine Art Betatest. Wie ein „was wäre wenn“. „Was wäre, wenn ich ein Universum wäre“, dachte sich das Nichts, und dann *boooom* 😉

Zu sagen „alles ist Illusion“ ist dabei nichts negatives, nichts depressives. Das ist kein „nur“. Denn es fühlt sich ja auch perfekt real an. Und genau so soll es auch sein. Eben wie ein perfekter 90jähriger Kinofilm in 3D, zum Angreifen, auf dem Holzdeck.

Zu: Ob ich Angst vor dem Tod habe? Nicht wirklich. Oder zumindest nicht Jetzt. Jetzt, wo ich dir hier antworte. Einfach, weil er gerade in diesem Moment auch nicht anklopft (der physische körperliche Tod gemeint).

Wie schon geschrieben, ich unterscheide bei Ängsten „reale Ängste“ (wenn der Tiger direkt vor dir steht), oder rein gedankliche Ängste, die mit Situationen zu tun haben, die nicht „hier und jetzt“ sind. Erste kann ich genauso erfahren wie jeder andere Mensch auch. In der jeweiligen Situation. Das läuft dann vollautomatisch ab, körperlich. Ist eine ganz normale und natürliche Überlebensfunktion des Körpers. Sprich: Sollte ich irgendwann direkt mit der Möglichkeit des unmittelbaren Todes konfrontiert sein (und es mich nicht „hinterrücks“ erwischen), dann kann durchaus sein, und davon gehe ich auch aus, dass der Körper darauf reagieren wird. Wie? Das weiß ich vorher nicht. Da stehen alle Möglichkeiten offen. Flucht oder Angriff, wenn möglich. Schulmedizin. Alternative Medizin. Und am Ende, wenn es nicht mehr abwendbar ist, wohl Hingabe.

Letztlich wünsche ich mir da ein sehr bewusstes langsames „Hinübergleiten“ (wenn möglich ohne viel körperliches Leid). Aber ich möchte das definitiv bewusst erleben. In diesem Sinne habe ich keine (vorherige gedankliche) Angst vor dem Tod. Vor allem nicht „ich“. Der Körper (dann) möglicherweise schon. Das individuelle Bewusstsein, der Verstand, das Ego, die Persönlichkeit: All das erfährt den Tod aber letztlich ohnehin mehrmals jede Nacht. Dieser Tod ist einfach nur das „Nicht-Sein“. Und somit nichtmal eine Erfahrung. Sondern „nur“ die Nicht-Erfahrung des Seins. Eine Abwesenheit. Und keine Anwesenheit. Es kann also niemanden geben der sagt: „Mist, ich bin tot“. Denn dies können nur Lebende sagen. Für jenen, der das Nicht-Sein nicht kennt, ist der Tod dann wahrscheinlich die allererste Erfahrung des absolut Unbekannten. Und auf diese Weise sollte man ihm auch begegnen. Bleibt danach dann jemand übrig, der empfinden könnte „Mist, ich bin tot“, dann ist er/sie/es nicht wirklich tot. Oder zumindest nicht so, wie zuvor befürchtet.

Dass alle Körper irgendwann sterben ist wohl unausweichlich und macht auch sehr viel Sinn. Da nur dies die Chance von völligem oder zumindest subjektiven Neubeginn bietet. Immer wieder. Und dieses werden und vergehen ist einfach in der Natur inhärent. Letztlich ein perfekter Mechanismus. Alles andere wäre wohl auch sehr schnell langweilig, da alle menschlichen Erfahrungswelten irgendwann ausgekostet wurden. Durch meine Erfahrungen in den nächtlichen „Reisen“ hab ich auch kein dringliches Bedürfnis mehr, mich „danach“ an „die Geschichte Edgar“ überhaupt erinnern zu wollen. An „mich“, der ich wirklich bin, aber sehr wohl. Das wäre fein. Und davon gehe ich auch aus. Und wenn nicht, dann nicht. Dann wird auch keiner da sein, der darunter leidet. (Außer die Angehörigen). (Weshalb ich damals in meiner „Erleuchtungszeit“ auch Briefe hinterlassen hatte, damit die sich keine Sorgen machen, sollte der Körper ebenfalls gehen…).

Und apropos: Der Edgar, vorher, der hatte da ja schon Angst. Und hatte sich eigentlich sein Leben lang „ewiges Leben“ gewünscht. Nur der, genau der ist ja gestorben. Und das war das Allerbeste was „mir“ (und auch Edgar) je passieren konnte. Wenn es beim physischen körperlichen Tod „danach“ auch so sein sollte, wovon ich vor allem Anfangs ausging, dann ist das nur das Ende einer Reise. Mittlerweile halte ich aber alle möglichen Spielvarianten für möglich.

Und am Schönsten hat es eine ehemalige (meine letzte) Tantralehrerin ausgedrückt, als sie im Sterben war:  „Mein Körper verlässt mich“. (Ma Yoga Sudha, ehemals eine der führenden Osho-Therapeuten). Und genauso empfinde ich es auch im Tiefschlaf. Die Welt und auch die ganze persönliche Geschichte ist dann weg, aber du bleibst übrig.
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10.
Was könnte aus deiner Sicht jemanden helfen, der gerade durch einen Desidentifikationsprozess aus der Bahn geworfen wurde? Gleichen sich die Desidentifikationsprozesse im Grunde oder verlaufen die Prozesse bei jedem Menschen unterschiedlich? Hast du auch schon Menschen erlebt, die einen solchen Prozess nicht bewältigen konnten?

Wenn jemand einen Depersonalisationserfahrung hat, die rein psychischer Natur ist, also psychiatrischer Natur, als eine Art Störung, dann wird Therapie oder ein Psychiater gut helfen können. Wenn es eine tatsächliche Einheitserfahrung ist, dann wird Gott helfen. Und dann wird man auch nicht „aus der Bahn geworfen“, sondern eher (von Gott sozusagen) „in die Bahn geworfen“.

Natürlich gibt’s da aber auch Überschneidungen. Wenn man z.b. nicht die richtige Begleitung gefunden hat. Aber auch das gehört dann zum Prozess mit dazu.

Das mit der Bahn meine ich wörtlich. Wenn man sozusagen mit sich Selbst verbunden ist (und damit meine ich das eigentliche Selbst, und nicht das individuelle Ego), dann läuft letztlich alles völlig automatisch auf perfekte Weise ab und alle Dinge fügen sich zum Wohle aller Beteiligten. Und manchmal braucht man da nur einen kleiner Schubser an Vertrauen. In die Intelligenz des Lebens.

Depersonalisation ohne Kenntnis des Selbst/Gottes/der Einheit bleibt meist aber wirklich nur eine leere Erfahrung oder Erfahrung der Leerheit, ohne gleichzeitige Fülle. Also eine „kalte Leere“ im Gegensatz zu einer „vollen warmen Leere“. Aber auch so eine „kalte“ spirituelle Erfahrung hat ihre Berechtigung, und für manche spielt es eben diese Variante. Auch da ist es dann sinnvoll, sich voll darauf einzulassen und sich in dieses „dunkle Nichts“ fallen zu lassen. Die Chance steht gut, dass daraus ein Funke gezündet wird, der diese Nichts dann mit Energie flutet und heilt. Und wenn nicht, dann ist die Chance dennoch noch da, dass man tiefen Frieden findet mit diesem Zustand. Indem man ihn voll und ganz annimmt. (Sollte er zumindest wirklich die Erfahrung „des reinen Bewusstseins, halt ohne Energie“ sein. Und nicht nur die Erfahrung von Depersonalisation, wo nur das „Ich“ scheinbar verschwindet, der Verstand dabei aber dann verwirrt zurückbleibt, und dabei keine Stille kennt).

Also ja, gibt da einige verschiedene Formen. Und auch verschiedene „Reihenfolgen“. Und auch verschiedene Arten des „Hängen bleibens“. Individuell kann das dann Leid bedeuten. Aus absoluter Sicht ist das Universum aber unendlich geduldig. Und auch unendlich neugierig. Und will auch jede Ecke des Bewusstseins und des „Seins an sich“ ausloten. Für das Universum ist nie etwas „total falsch“.  Und es ist gleichzeitig eben auch ein ewiges Erfahren und Lernen und Entwickeln. Und Evolution. Das ist das Spiel. Ohne endgültiges Ziel.

Zum letzten Teil der Frage: Ja, habe einige Menschen erlebt, die auch falsch abgebogen sind. Oder hängen geblieben. Oder denen nicht zu helfen war. Wenngleich ich gleichzeitig sagen muss, dass bei keinen von denen wirklich eine vollständige Einheits-/Keinheits-/Gottes-/Selbst-/Verschmelzungs-/Auflösungserfahrung geschehen war. Sondern höchstens Teilbereiche. Wobei letztlich sind es IMMER nur Teilbereiche. Weil der eigentliche Erfahrungsschatz viel größer ist. Und auch nicht wirklich vollkommen in Worten ausgedrückt werden kann.

Was praktisch immer mit dabei ist: Es sprengt letztlich den menschlichen Verstand. Und wie gut das verdaut und verarbeitet wird, ist dann sehr individuell.

Um nicht in Wahnhaftigkeit zu verfallen hilft es, längere Zeit im Nichtwissen zu bleiben und zu akzeptieren, „dass der Verstand das Gesehene nicht verstehen kann“. Aus dieser Erkenntnis und Akzeptanz des „nicht verstehen könnens“ entsteht auch im Verstand eine Hingabe. Und aus dieser Hingabe kann dann neues „Verstehen“ entstehen, welches einem a) nicht gehört, sondern durch einen „hindurchfließt“, und welches b) auf einer höheren Ebene stattfindet, jenseits des üblichen menschlichen Verstandes. Auch auf einer höheren Logik. Und nicht mehr individuell ist. Und auch nicht mehr allein im Gehirn geschieht. Oder zumindest nicht in einem einzigen Gehirn. Auf dieser Ebene sind wir dann ebenfalls nondual „der eine Verstand“, der durch uns alle fließt und wirkt. Sozusagen jener Teil Gottes, der sich als „heiliger Geist“ zeigt.

Wenn ich jetzt so nachdenke, würde ich sagen, es geht ohnehin nicht um „Bewältigung“. Das eine endet (das alte Leben), das neue beginnt. Es sind wie zwei Inkarnationen in einem Leben. Hintereinander. Auch das innere Kind reift dann wieder nach, heilt und wird erwachsen. Und das dauert genauso lange wie ein „normales“ aufwachsen. Also viele Jahre. Den Prozess zu „bewältigen“ wäre ein „beherrschen“, also Kontrolle. Und das ist das genaue Gegenteil von Hingabe. Es wäre der Weg zurück. Und nicht der Weg nach vorne.

Wenn dieser Prozess also authentisch ist (und nicht nur eine pathologische Störung), dann beginnt er, aber er endet nicht. Es gibt dann kein zurück mehr. Nur ist das dann auch mit tiefem Frieden verbunden. Und nicht (nur) mit permanenten „Kundaliniprozessen“. Die geschehen aus meiner Sicht eher VOR dem (wirklichen) (spirituellen) Erwachen, und nicht danach. Es ist ein Leben auf einer völlig andere Ebene, letztlich. Und dennoch gleichzeitig auch ein tiefer Zustand ganz normaler gewöhnlicher Menschlichkeit. Aber eher einer „wie Mensch gedacht ist“. Wie er „sein könnte“. Wie er aber normalerweise im Sinne von „Norm“ eher selten vorkommt.

Zumindest „noch“ (selten). Aber wohl immer häufiger. Denn das scheinen die Zeichen der Zeit zu zeigen. Und ich sehe es auch generell als sinnvoll an für die Zukunft dieses Planeten und für die Menschheit an sich. Es ist einfach der nächste Schritt in unserer Evolution. Das Transpersonale. Bzw. später auch die Integration des Personalen ins Transpersonale (sprich: beides gleichzeitig). Und da wird es künftig sicher auch sehr viel Forschung noch benötigen, und gute Begleitungen werden entstehen. Von selbst. Das ist unvermeidbar. Das Wissen darüber wird auch mehr und mehr werden. Letztlich geht es um Entfaltung. Für jeden (scheinbar) Einzelnen.

(Wobei der Zeithorizont da auch sehr groß sein kann; und die Natur ist da halt auch bereit, Opfer zu bringen. Also im Misslingen. Das klingt zwar brutal, und diese Fälle muss man auch lernen gut aufzufangen und ebenfalls zu integrieren. Da muss sicher künftig auch systemisch einiges geschehen. Aber ich habe schon das Gefühl, dass wir da auf einem guten Weg sind. Obgleich erst ganz am Anfang. Aber man muss das in mehreren Generationen denken).
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11.
Hast du gelegentlich auch „spirituelle Krisen“ oder ist es eher so, dass du deine eigene Wahrheit gefunden hast, die auch durch nichts mehr erschüttert werden kann?

Beides.

Richtige „spirituelle Krisen“ hab ich schon länger nicht mehr. Zuletzt vor 15 Jahren. Wobei auch das für mich keine Krisen waren, sondern eher Integrationen. Oder Neuordnungen. Entwicklungen. Oder irgendein loslassen. Das kann auf sanfte Art auch jetzt noch geschehen bzw. geht ja auch bei mir die Erfahrung und die Vertiefung permanent weiter. Die „Wahrheit“ die ich damals 1998 gefunden habe, oder die mich gefunden hat, ja, die war und ist schon recht absolut und unerschütterbar.  Und auf die fußt letztlich auch die ganze Weiterentwicklung, die danach geschah. Das war sozusagen auch gleichzeitig eine Initialzündung.

Bzw. müsste man da zwei Ebenen betrachten: Das Ereignis damals 1998 war „absolut“, und völlig jenseits von „Edgar“, von diesem Menschen, von diesem Körper. Hatte und hat mit ihm letztlich absolut nichts zu tun. Das ist eben das Eine. Und das Andere ist dann die Entwicklung dieses Body-Mind-Organismus seither, welcher Veränderungen erfährt, Integrationen, Transformationen. Welcher dieses Universum und diese Realität, wie sie jetzt gerade ist, „von innen erfährt“. Als Mensch. Wo es darum geht, dieses Menschsein auch voll und ganz zu durchforschen. Auch das, was möglich ist mit so einem Organismus. Auf quasi individueller Ebene.

Wohingegen das erstere, die absolute Erfahrung 1998 eben jene des Universums „an sich“ war. Also nicht „im Universum“, sondern „als Universum“. (Als lebendiges bewusstes Universum). Und ja, der Teil ist absolut unerschütterlich. (Weils ja auch nicht nur die universelle Erfahrung war, sondern auch Gott bzw. das Universum „als“ Gott. Und vor allem das Nirvana, also das absolute Nichts, wo wirklich Nichts sonst übrig bleibt, was überhaupt zu erfahren wäre).

Und das Nichts kann halt auch nichts erschüttern. Weil weniger geht ja nicht.

Aber das Zweitere, das Menschsein, das „Individuelle“, das wird jeden Tag neu geboren, und jede gefundene Wahrheit ist dabei nur relativ, wird durchlebt, und dann auch gleich wieder losgelassen. Weil es ist das Universum selbst, dass diese Erfahrung macht. Die gehört nicht „mir als Edgar“. Ich bin da nur Werkzeug. Diese Wahrheiten können und sollen (in Edgar) also auch erschüttert werden und werden auch jeden Tag erschüttert.

Man könnte auch so sagen: Gerade durch die Verwurzelung im Nichts, durch die Heimat am Nullpunkt, in der absoluten Singularität ist es möglich, an keiner Erfahrung und an keiner Wahrheit festzuhalten.

Deshalb ist es letztlich auch genau so, wie du es wörtlich in obiger Frage formuliert hast:

Die Wahrheit kann (nur) durch (das) Nichts erschüttert werden.

Jede Wahrheit. Genau darum geht es. Genau das ist „Erwachen“. Genau das ist „Erleuchtung“.

Es gibt keine „eigene Wahrheit“. Und es gibt kein „meine Wahrheit“. Und ich habe auch nie eine „eigene Wahrheit gefunden“.

Oder besser: Jede Wahrheit, die ich je gefunden habe, wurde mir – gottseidank – wieder genommen. Meist von und durch das genaue Gegenteil. Weil von fast jeder Wahrheit auch immer das Gegenteil wahr ist.

Das ist das Paradox dieses Universums. Und ist auch der Treibstoff für dieses Universum. Und genau das ist Nondual: Wenn zwei Wahrheiten nicht Zwei sind. Sondern das (k)Eine, welches als Zwei erscheint. Yin und Yang. Im ewigen Tao.
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Das Interview führte Mandy Falke