Zitate-Sammlung “Transformation”

Bernadette Roberts:

In: Jenseits von Ego und Selbst. Arbor, Freiamt, 1993

„In Wahrheit ist es natürlich gar nicht an uns zu entscheiden, ob wir auf diesen Weg kommen oder nicht. Wenn es Zeit ist zur Abreise – und niemand weiß die Zeit – steuert das Schiff des Lebens neuen Wassern zu. Ohne Selbst haben wir weder das Sagen noch die Kontrolle. Und da wir alle aus verschiedenen Richtungen beginnen, wird jeder von uns durch anderes Terrain und andere Ereignisse seinen Weg nehmen. Jeder wird sein eigenes Selbst zu überwinden haben, und die relativen Unterschiede, die uns unterwegs auffallen, werden nicht dieselben sein. Keine zwei Wege sind sich gleich.“ (S.107)

„So wird also ohne unsere Wahl und unser Zutun alles durch eine unwissbare Intelligenz bewegt und in eine sichere Richtung gelenkt – in der Bewegung ständig im Wandel, wobei das unmittelbare Ziel nichts weiter ist als die Bewegung selbst.“ (S.167)

 

Karlfried Graf Dürckheim:

In: Vom doppelten Ursprung des Menschen. Herder: Freiburg, 1991, 3. Aufl.

 „Wir müssen zu dem hin, was bzw. wer wir in unserem Wesen sind. Dazu müssen wir dem, was wir nur als Weltkinder sind, ersterben, um zu dem, der wir aus dem Überweltlichen sind, neu geboren zu werden.“ (S. 15)

„Wenn aber einmal der Mensch zu seinem Wesen durchbricht, die Grenzen seines Ichs überspringt und vom Wesen her neu geboren wird, schwindet der Wahn, dass er der Herr ist, dem alles untertan ist. Wenn er zu dem wird, der er im Grunde ist, dann fühlt er sich einem Anderen, einem Höheren zugeordnet, der ihn über alle Not und Bedingtheit der Welt hinweg erhält, richtet und ruft und ihn in einem neuen Sinn frei macht und mächtig gegenüber der Welt. … Mit dem Innewerden des Wesens erkennt der Mensch sich als Bürger zweier Welten: dieser raumzeitlich begrenzten und bedingten Welt und einer anderen, überraumzeitlichen, unbedingten Wirklichkeit.“ (S. 24)

 

Ram Dass (Richard Alpert): 

In: Grof, S. & Grof, C. : Spirituelle Krisen. Chancen der Selbstfindung. Kösel, München, 1990

“Es ist nicht einfach zu begreifen, dass die spirituelle Freiheit etwas ganz Einfaches ist, etwas ganz Gewöhnliches, überhaupt nichts Besonderes, und das ist gerade das Kostbare daran!“ (S. 217)

„Man kommt an einen Punkt, wo man erkennt, dass man auf dem spirituellen Pfad in dem Tempo vorwärts kommt, das in unseren eigenen karmischen Gegebenheiten begründet ist – nicht in dem, was jemand von außen für uns bewirkt. Man kann nicht schneller voran als es einem gegeben ist, kann nichts übereilen, man kann die Gottgefälligkeit nicht herbeizaubern – sonst schlägt sie gegen uns selbst zurück und trifft uns direkt am Kopf! Man wird wohl enorm high, aber man wird fallen.“ .. „Wenn das Erwachen in dir erst einmal begonnen hat, so kannst du gar nicht vom Weg abkommen. Das geht gar nicht! Wohin solltest du den abkommen?“ (S. 221)

„Eine unserer großen Erwartungen damals ging dahin, dass wir annahmen, der spirituelle Weg würde uns psychisch gesund machen. Ich bin ausgebildeter Psychologe, ich habe jahrelang Analyse gemacht, ich habe sechs Jahre lang intensiv Drogen genommen. Ich habe einen Guru, ich habe seit 1970 regelmäßig meditiert, ich habe Yoga unterrichtet. Ich habe den Sufismus studiert und auch viele Arten des Buddhismus. In der gesamten Zeit bin ich nicht eine einzige meiner Neurosen losgeworden! Das einzige, was sich geändert hat: Wahrend es zuvor jene riesigen Monster waren, die da ständig auf der Lauer lagen, um Besitz von mir zu ergreifen, kommen sie heute nur noch ziemlich trottelig daher. … Für mich ist dies das Resultat des spirituellen Weges. Es ist für mich jetzt so, dass ich in einen anderen Zusammenhang eingebettet bin, wodurch ich sehr viel weniger mit meinen eigenen Neurosen, mit meinen eigenen Begierden identifiziert bin.“ (S. 222)

 

Jack Kornfield:

In: Das Tor des Erwachens. Kösel, München, 2000

“Das spirituelle Leben entfaltet sich entsprechend unseren Lebensmustern, die auch «Schicksal» oder «Karma» genannt werden. Ganz gleich, wie schnell es scheinbar vorangeht, erforderlich ist nur, dass man sich um Bewusstwerdung bemüht. Der Fortschritt lässt sich nicht messen. Es ist, als wäre man in einem Ruderboot auf dem Meer unterwegs. Mag man auch noch so sehr Richtung Osten rudern, die Strömung bestimmt das Vorankommen mit. Doch interessieren Geschwindigkeit und zurückgelegte Strecke nur am Anfang sehr. Später tritt der Leistungsgedanke zurück. Dann steht die Übung der Achtsamkeit im Vordergrund.” (S. 126f.)

“Wer durch das torlose Tor der Gegenwart geht, kommt ans Ende seiner Suche. Vielleicht hat man zunächst auf viele verschiedene Weisen nach Erleuchtung gesucht oder wollte etwas Besonderes sein. Die Einkehr in die eigenen Mitte lässt einen erkennen, dass man bereits am Ziel ist. Man selbst ist der Ort, der einzige Ort, an dem Geduld, Frieden, Offenheit und Mitgefühl geübt werden können.” (S. 131)

Die Zitate wurden bewusst von Personen aus dem westlichen Kulturkreis gewählt. Gefunden und gesammelt von: 
Marianne Gallen (2006)